durch aufmerksam beobachtendes Hören, kann musikalische Schätze heben; ich entdecke manchmal nach Jahren in einer längst ausgiebig hörend durchforschten Musik noch Neues, Begeisterndes. Doch das Eigentliche, das, was mich an mancher Musik so tief berührt, kann ich es damit im Wesen begreifen? Ich gestehe mir ein, daß mein „hörender Scharfblick“ kaum erklären kann, warum ich jeweils gerade diese und nicht eine andere vielleicht sogar ähnliche Musik liebe. Das Geheimnis scheint umso größer zu werden, je feiner und umfassender ich die Phänomene wahrzunehmen vermag. – Doch ist dies nicht gerade gut? Sollte ich nicht froh sein, daß Leben und Seele des Musikalischen nicht ohne weiteres zu entzaubern sind?
Thomas Reuter, 2018